Alt Lobitz

 
 

von Roland Post,  Rostok

Märkisch Friedland was mentioned for the first time in 1337.  Today Alt Lobitz
is polish and called
Lowicz Walccki.

Das Kirchdorf Alt Lobitz (heute: Lowicz Walecki) war das am weiten westlich liegende Dorf des Kreises Deutsch Krone. Es liegt dort, wo das Pechflies vom Wordelsee den Lobitzer See erreicht, breitet sich am Nordrand des Lobitzer Sees  aus und besaß nur eine Straße, die jedoch sich innerhalb des Dorfes zu einem breiten Dorfplatz aufweitet[1]. Auf dem Dorfplatz stand, bzw. steht auch heute eine massiv gebaute Feldsteinkirche. Der angrenzende Lobitzer See ist 180 Morgen groß und 7 m tief. In ihm sind Krebse und Welse beheimatet. An den Enden vermoort der See. Eine Bucht des Sees ist durch eine Insel abgetrennt, diese Stück heißt Schulzensee.

Die Landgemeinde Alt Lobitz gehörte von 1878 bis 1945 zum Kreis Deutsch Krone und umfasste den Ort Alt Lobitz (361 Ew.), die Güter Grünhofswalde (21 Ew.) und Marienhof (23 Ew.)[2]. Vor dem Jahre 1878 war die Gemeinde Alt Lobitz geteilt, in einen pommerschen Teil,  der zum Kreis Dramburg gehörte und einem westpreußischen Teil, der bereits damals schon dem Kreis Deutsch Krone angehörte. Für die jeweiligen Anteile, waren bis zum Jahre 1875 auch unterschiedliche evangelische Kirchenspielen zuständig. Der pommersche Anteil (bis 1816  neumärkisch) war dem Kirchenspiel Alt Körtnitz zugeordnet, der westpreußischen Anteil (bis 1773 polnisch) gehörte zum Kirchenspiel Märkisch Friedland. Im Jahre 1875 wurden beide Anteile im Kirchenspiel Alt Körtnitz vereinigt. Am 8. Februar 1878 wurden auch die beiden gleichnamigen Gemeindeverbände vereinigt und dem Kreis Deutsch Krone zugeschlagen[3].

Kurzer geschichtlicher Abriss:

Alt Lobitz wird zum ersten Mal urkundlich erwähnt im Neumärkischen Landbuche von 1337, damals hieß der Ort Lowicz/Llobis und gehörte der Familie Güntersberg in Kallies[4]. Im Jahre 1514 war Lobitz ein Gegenstand des Streites zwischen den Tützer und Friedländer Wedells, der letztlich mit der Trennung des Besitzes endete[5]. Ob diese Trennung auch die Trennung  in einen neumärkischen und einen polnischen Teil markierte, bleibt unklar. Fest steht, dass im Jahre 1642 ein Vorwerk Lobitz auf neumärkischer Seite erwähnt wird[6]. In der Klassifikation von 1718/1719 wird Alt Lobitz bereits als zum Teil Polnisch bezeichnet und Hans Adam v. Güntersberg als Besitzer des Neumärkischen Teils für die Jahre 1713 und 1715 genannt.[7]

Ein Auszug aus dem Bericht der Kommission vermittelt einen relativ realistischen Blick auf die Lebensverhältnisse der damaligen Zeit: "Aus dem Teich hat die Herrschaft für sich einen Karpfenteich gemacht. Forellenfischerei im Lobitzer See. Einige Bienenstöcke. Der Krüger verschänkt 8 T. Bier. Ein Küster, ohne Land [...] Der Acker ist überall versandet und kalkgründig; etwas Wiesenwachs, mittelmäßige Viehzucht, notdürftige Fischerei, geringe Holzung. Den Einwohner sind die Hufen eingeteilt, daß einige 4-5 haben und können doch nicht bestehen und laufen davon nach Polen."[8] Lobitz als Grenzort des ehemaligen polnischen Reiches wurde unter Friedrich Wilhelm I zusammen mit Zacharin für einen gewissen Zeitraum Stationierungsort eines Dragoner-Detachement, um die Straße über Märkisch Friedland und Zippnow sicher zu stellen. Im Jahre 1832 wurden sämtliche Bauern reguliert und die Ortschaft (der westpr. Anteil) wird bei der Auflösung der Friedländer Herrschaft eine Landgemeinde. Am 11./12. Februar 1945 wurde der Ort von russischen Truppen besetzt.

Kirche:


 

Ein nachweislich 1724 existierendes evangelisches Bethaus, Filiale von Märkisch Friedland, war als solches im Jahre 1789 nicht mehr vorhanden[9]. Die jetzt noch am Ort existierende Kirche ist ein um das Jahr 1840[10] errichteter Feldsteinbau. Im Jahre 1887 besaß sie zwei Glocken. Von den beiden Glocken ist die grössere glatt und ohne Inschrift, die kleinere enthält den Namen des Pfarrers und Kirchenvorstehers sowie die Worte: "Durch Gottes Hülf goss mich Lorenz Kökeritz anno 1632"[11]

Das Aquarell links zeigt den Blick auf die Kirche in Alt Lobitz von http://www.hiazintus.com/hiazintus.htm

Schule:

Ob die Kinder beider Anteile, des Westpreußischen und des Pommerschen, in eine Schule gingen ist nicht bekannt. 1928 erfolgte der Schulneubau der einklassigen evangelischen Volksschule in Alt Lobitz. Die folgende Auflistung der Lehrer, mit Ausnahme Erich SPEISERS, gilt nur für den pommerschen Anteil von Alt Lobitz[12]:

1794-1847 Lehrer u. Küster Johann Michael NILSON (* 1760 +1847) der vorher als Schuhmacher tätig war[13]

1852-1865 Lehrer u. Küster Karl Ludwig MÜLLER[14]

1865 - 1866 Lehrer u. Küster Wilhelm Ferdinand KLITZKE (*1839 +1866)

1866 - Lehrer u. Küster Reinhold DOROW (* 1845)

1913-1938 (warsch. bis 1945) Lehrer Erich SPEISER (* 1887)[15]

Forschungslage:

Alt Lobitz gehörte zum Standesamtsbezirk Märkisch Friedland Schloß und nach dessen Auflösung, zum Standesamtsbezirk Alt Lobitz, Über den Verbleib der Standesamtsregister beider Standesamtsbezirke ist nichts bekannt. 1938 arbeiteten im Standesamt Alt Lobitz als Standesbeamte[16] der Bauer Georg BUSKE aus Alt Lobitz, als 1. Stellv. die Bauersfrau Erna BUSKE aus Alt Lobitz und als 2. Stellv. der Bauer WILLRICH aus Wilhelmshof.

Bis zum Jahre 1875 gehörte Alt Lobitz zu zwei verschiedenen evangelischen Kirchenspielen. WEHRMANN[17] vermerkt für den westpreußischen Teil eigene Kirchenbücher: Taufen 1773ff, Trauungen 1772ff, Sterberegister 1772ff. Für den pommersche Teil (bis 1816 neumärkisch) ist von 1714-1844 in den Kirchenbüchern der Mater Alt Körtnitz zu suchen. Ab 1844 existierten für Alt Lobitz eigene Kirchenbücher. Im Jahre 1875 wurde der wespreußische und pommersche Anteil von Alt Lobitz gemeinsam nach Alt Körtnitz eingepfarrt. Erhalten geblieben sind hier lediglich die evangelischen Kirchenbuch-Duplikate Alt Lobitz pommerschen Anteils für die Jahre 1840, 1843-1849, 1851 -1873, die heute im Archiwum Panstwowe Koszalin (Staatsarchiv Köslin) aufbewahrt und von den Mormonen verfilmt worden sind[18]. Diese Kirchenbuch-Duplikate sind die Grundlage des Ortsfamilienbuches Alt Lobitz (URL: http://www.online-ofb.de/alt_lobitz/).

Die katholischen Einwohner, im Jahre 1905 lediglich 4, waren nach Marzdorf eingepfarrt.[19]

Familiennamen:

Anhand der verkarteten Kirchenbuchduplikate für Alt Lobitz konnte folgende Häufigkeit des Auftretens von Familiennamen zwischen 1840-1873 bestimmt werden (Top 10):

MARX 57 mal, SCHMIDT 40 mal, BUSKE 32 mal, PANKE, 31 mal, KIELHORN 29 mal, STELTER 29 mal, SCHLÜTER 25 mal, HARTWIG 21 mal, SPIEKERMANN 21 mal, KASSANKE 20 mal,

Quellen:

[1] Für eine genauere Ortsbeschreibung vgl. Pfeilsdorff (1922): Heimatbuch des Kreise Dt. Krone, S. 145

[2] Alle Angaben nach der Volkszählung v. 1. Dez. 1905 vgl. Königl. Stat.Landesamtes (Hrsg.) (1908): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen Heft II. Provinz Westpreußen, Berlin, S. 28-29

[3] Schultz, Dr. Fritz (1902): Geschichte des Kreises Deutsch-Krone, Garms, Deutsch-Krone, S. 222

[4] Ebd., S. 221

[5] Näheres über den Streit der Wedels vgl. Ebd., S.221ff

[6] Pfeilsdorff (1922): Heimatbuch des Kreise Dt. Krone, a.a.O., S. 146

[7] Schwartz-Berlin, Pof. Dr. P. (1927): Die Klassifikation von 1718/1719. II. Teil In: Die Neumark, Jahrbuch d. Vereins für Geschichte der Neumark, Neue Folgen, Heft 4, Landsberg a. d. W., F. Schaeffer & Co., S. 139

[8] Ebd., Für eine namentliche Auflistung der in der Klassifikation von 1718/1719 genannten Bauern siehe auch: Notizen aus "Die Neumark. Die Klassifikation von 1718/1719". Online in Internet: URL: http://schulz.bytework.de/genealogy/Pommern/klassifi.htm [Stand: 2007-09-19] 

[9] Schultz, Dr. Fritz (1902): Geschichte des Kreises Deutsch-Krone, a.a.O., S. 222

[10] Hier gibt es widersprüchliche Angaben. Während in: Heise, Johann (Bearb.)(1887): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Kreise Marienwerder, Schwetz, Konitz, Schlochau, Tuchel, Flatow und Dt. Krone, Danzig, Th. Bertling, S. 436 das Jahr 1840 als Baujahr angegeben wird, ist in: Ruprecht, Karl (1981): Deutsch Krone; Stadt und Kreis, Bad Essen, Haus Deutsch Krone, S. 244 das Jahr 1837 als Jahr des Kirchenbaus vermerkt.

[11] Heise, Johann (Bearb.)(1887): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Kreise Marienwerder, Schwetz, Konitz, Schlochau, Tuchel, Flatow und Dt. Krone, a.a.O., S. 436

[12] Für die Geburts- und Sterbedaten der Lehrer (außer E. Speiser) vgl. Post, Roland (Hrsg.)(2007): Ortsfamilienbuch Alt Lobitz. Online in Internet: URL: http://www.online-ofb.de/alt_lobitz/ [Stand: 2007-07-19]

[13] Schroeter, Ulrich (2003): Lehrer und Küster der Neumark 1794/96. Online in Internet: URL: http://www.genealogienetz.de/reg/BRG/neumark/lehr1794.htm [Stand: 2003-04-26]

[14] wurde höchstwahrscheinlich wegen eines gegen ihn, in den Jahren 1863-65 laufenden Disziplinarverfahren aus dem Schuldienst entlassen. Siehe hierzu: Disziplinaruntersuchung gegen den Küster und Lehrer Müller in Alt Lobitz, Regierung Köslin, Specialia.  Tit. XIV, Nr. 69 Specialia, 1863-1865, Archiwum Panstwowe w. Koszalinie

[15] Vgl. BBF/DIPF/Archiv, Gutachterstelle des BIL - Preußische Volksschullehrerkartei, Personalkarte. Online in Internet: URL: http://www.bbf.dipf.de/VLK/VLK-0144/VLK-0144-0364.jpg [Stand: 2007-09-15]

[16] Vgl. O.V. (1938): Heimatkalender für den Kreis Deutsch Krone, Deutsch Krone, Garms, S. 154

[17] Vgl. Wehrmann, Dr. Martin (1892): Die Kirchenbücher in Pommern, In: Baltische Studien AF. 42. Jg., S. 243

[18] FHL INTL Film 1496897 Item 2

[19] Vgl. hierzu: Wolf, Hans-Jürgen (Hrsg.)(2007): Kirchenbücher der katholischen Kirchengemeinde Marzdorf. Online in Internet: URL: http://www.westpreussen.de/kirchenbuch/quellen.php?ID=161 [Stand: 2007-09-20]


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