670 Jahre Tütz (Tuczno) |
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nach einer Zeittafel von Paul Böthin |
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Um 400 wanderten, von Südosten kommend die Wenden in den Raum zwischen Oder und Elbe sowie Pommern ein. Sie schufen die Burg- und Ringwälle, so auch die Burg Bytun auf der Halbinsel des Böthinsees. Sie waren Mittelpunkt des ganzen umfassenden Gebietes zwischen Drage und Küddow unter den pommerschen Fürsten. Bis
1120 bildeten Warthe und Netze die Grenze zwischen Pommern und Polen.
Umkämpft waren die Flußübergänge von Zantoch und Driesen. 1124
zog Bischof Otto von Bamberg über Gnesen, Uscie (Usch) durch einen
"ungeheuren" Wald auf Pyritz und Stargard zu.
An der Drage empfing ihn Herzog Wartislaw von Pommem-Stettin, der sich
taufen ließ. Um das Christentum zu
befestigen und die Grenzstreitigkeiten zu beenden, rief man Orden und
Ritterorden ins Land. 1259
anerkannte Boleslaus von Polen die Besitzungen der Templer.
Pommern und Polen kämpften um Zantoch und Driesen. 1269
war die Drage die Grenze gegen Polen. 1276
hatten die Wedels Tütz im Besitz und erbauten ein festes Haus.
Sie unterstützten die Markgrafen mit Geldern und bekamen freie Hand in
dem Gebiet östlich der Drage. 1276
kam der pommersche Adel unter märkische Herrschaft. Nach der Eroberung der Landschaft Bitom wurde sie eine
marktgräfliche Vogtei. Raub und Plünderungen
waren an der Tagesordnung. Wegen Nichtherausgabe von
Ordensland wurden die Wedels mit dem Kirchenbann belegt. 1303
gründete Markgraf Waldemar Kallies, Krone und den Burgflecken Tütz, der 1331
zur Stadt mit brandenburgischem
Recht erhoben wurde.
Doppelgraben und Mauer schützten die Stadt. 1325
beschlossen Pommern und Polen im Vertrag zu Nakel, die gesamte Neumark den
Brandenburgern zu entreißen. Mit
furchtbaren Verheerungen fiel der Polenkönig Wladislaw I. mit Litauern in das
Gebiet der Kraina (Grenze) ein. Da
traten die Wedels für ihren Landesherren ein und nötigten den König, mit dem
Markgrafen Ludwig 1334 Frieden zu schließen und dessen Besitz anzuerkennen. 1348
ließ der Siedlerstrom infolge des "Schwarzen Todes" nach. 1364
machte der Raubritter Matzke Bork im Bunde mit dem Grafen Czarnkowski das Land
unsicher. Im gleichen Jahr erfolgte
ein Raubzug der Polen gegen die Dörfer der Familie Wedel. Auch Tütz wurde geplündert. - Bei der Teilung des Landes
erhielt Otto der Faule Tempelburg, Crone, Tütz und Schloppe. Der ewigen Streitigkeiten müde, verzichtete er. 1368
wurde Polen endgültig Besitzer des Ostdragelandes. Der Siedlerzuzug hörte ganz auf. 1395
wurde die Tützer Pfarrkirche erbaut. 1400
wurden die Besitzungen der Wedels und Günterbergs dem Deutschen Orden überlassen. 1402
erwarb der Deutsche Orden die Neumark. Der
Ordenmeister Michael Küchmeister von Sternberg vernichtete Teile von Tütz und
eroberte Märkisch Friedland. Darauf
fielen Polen und Pommern ein.
1458
besetzten durchziehende Söldner des Deutschen Ordens Schloß Tütz.
1522-1528
erhielt die Tützer Kirche massive Ringmauern und Säulen. 1546
wurde sie in eine lutherische umgewandelt. 1554
war Tütz auf Grund eines Familienkonfliktes der Wedels in eine Fehde mit
Strahlenberg verwickelt. 1581
wurde die Kirche bei einem Stadtbrand fast ganz zerstört.
Der südliche Schloßflügel (Mittelgebäude) wurde vollendet. 1590
Die "Kurie", Ecke Schloß- und Auguststraße (Ulrich), war Wohnsitz
einer Zweigfamilie der Wedels. 1593
berief Christov von Wedel Jesuiten zur Gegenreformation, dies führte zu dem bis
1604 währenden Religionskrieg. Diesen,
verbunden mit einem Aufbegehren gegen die Beschneidung der städtischen Rechte
und Freiheiten, büßten der Bürgermeister Georg Ulrich und der Rathmann Simon
Hanczke mit dem Leben. Wer
1546 und 1604 nicht seinen Glauben wechselte, musste auswandern, In der
Pfarrkirche wurde wieder katholischer Gottesdienst gehalten. Ein Teil der Wedels und die Bewohner von Prochnow und
Petznick blieben evangelisch. Es
kam zu Kämpfen. - 1608-1631
wurde der linke Schloßflügel erbaut. 1612
ging der Georgsfriedhof (Jüringsberg) wieder in den Besitz der katholischen
Pfarrei über. 1624
starben bei der Pest 500 von 1 100 Einwohnern. 1636
stürzte der Kirchturm ein, ohne Schaden anzurichten. 1640
brannte die Tützer Kirche mit der Hälfte der Stadt ab. 1655-1660:Der
2. Schwedenkrieg brachte den Tützern schwere Drangsal.
Sie hatten unter vielen Erpressungen feindlicher und einheimischer Herren
zu leiden. 1707
entvölkerte die Pest das Land. 1718
starb der letzte männliche Wedel der Tützer Linie. 1723
erhielt Tütz ein neues Privileg, desgleichen 1731 die Judenschaft. 1741
blieben Kirche und Jesuitenhaus bei dem Stadtbrand stehen. 1772
kam bei der ersten Teilung Polens der Netzedistrikt mit dem Deutsch Kroner Land
zu Preußen. Die Leibeigenschaft der Bauern auf den Domänen wurde aufgehoben.
Die Gutsherren mußten sämtliche Dienstleistungen der Bauern
kontraktlich feststellen zur Vermeidung der staatlichen Festsetzung und Beschränkung
auf die bei den Domänen üblichen Leistungen.
Das Bauernlegen wurde verboten. 1772
besaß die Stadt Tütz: 74 Stadthufen, einen Kommunalwald von 30 Hufen, 7 Hufen
Wald, dem Magistrat gehörig, 5 Pfarrhufen (4 abgabefrei) und 1 Hospitalhufe, 4
Kirchenhufen. - Zum Schloß gehörten: Schulzendorf, Knakendorf, Flathe, Marthe,
Mehlgast. 1772
Eröffnung der Post in allen Städten. 1804
waren es 865 Seelen, darunter 241 Juden.
1807
legte Freiherr von Stein das Gesetz über die Aufhebung der Erbuntertänigkeit
vor, das aber erst in den zwanziger Jahren von den meisten Adelsgütern durchgeführt
wurde. 1807 wurde im Tilsiter Frieden die Poststraße von Driesen nach Schneidemühl
als die Südgrenze von Preußen und auch vom Deutsch Kroner Kreis festgelegt. 1810-1840:
Die Bauern wurden frei. Die Verwaltung (Selbstverwaltung) löste die Macht des
Adels ab. - Im 18. Jahrhundert
hatte sich die Tützer Herrschaft in 3 "Schlüssel" gespalten, den Tützer,
Marzdorfer und Nakeler. Nun lösten
sich die Dörfer. es verblieben nur die Vorwerke. 1813
verließ die französische Besatzung das Land. 1815
wurde im Völkervertrag die Wiederabtretung des Netzdistriktes an Preußen
legalisiert.
1839
Tütz hatte 1149 Seelen; 819 Katholiken, 249 Protestanten, 81 Juden. 1834
schmolz bei dem Stadtbrand das harmonische Glockengeläut, das erst 1837 neu
beschafft werden konnte.
1843
erfolgte die Einweihung der neu erbauten Kirche der Protestanten.
König Friedrich Wilhelm IV hatte der Gemeinde eine Beihilfe von 3130
Talern gewährt. Er zahlte auch längere Zeit jährlich 150 Taler zum
Pfarrergehalt, ferner 1000 Taler zur Beschaffung eines Pfarrackers und eines
Pfarrhauses. 1867
wurde die Chaussee Filehne - Falkenburg über Schloppe, Tütz, Märkisch
Friedland fertig.
1872
erhielt die evangelische Kirche 2 Glocken aus erbeuteten Kanonen. 1879
wurde die Eisenbahn Schneidemühl Neustettin eröffnet. Ihr folgte bald der Ausbau der Strecke Schneidemühl -
Stargard. 1900
wurde die Kirche durch einen Turm und eine Apsis vergrößert. 1934
begann man mit dem Bau des Ostwalles. 1945: Bei den Verteidigungskämpfen und durch Brandstiftung wurde die Tützer Altstadt fast vollständig zerstört. Kein früherer Einwohner blieb im Ort. Während das Schloß wieder hergestellt wurde, sollte die Altstadt nicht mehr aufgebaut werden. |
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Quelle: Böthin, Paul, in: Deutsch Kroner und
Schneidemühler Heimatbrief, |