Die Synagoge von Zippnow  -  Sypniewo

von Burkhard Krüger, Paul und Norbert Lüdtke


Auch in dem kleinen Ort Zippnow (Sypniewo) gab es eine Synagoge[1]. Ein kleines jüdisches Versammlungs- und Gotteshaus für Gebet, Schrifttum und Unterweisung.

Der Ort Zippnow (Sypniewo) besteht im Wesentlichen aus zwei parallel verlaufenden Strassen, die durch kleine Querstrassen und Wege verbunden sind. Zwischen diesen beiden Straßen, die Hauptstrasse und die Königstrasse, stand diese Synagoge, wie auch die katholische und die evangelische Kirche. Das Gebäude gehörte aber zur Königstrasse und stand unmittelbar neben der Schmiede der Familie Butke. Diese Schmiede wiederum stand an der Ecke der Königstrasse, dort wo die beiden Verbindungswege „Schmiedeweg“ und „Petersiliengasse“ von der Hauptstrasse kommend, gemeinsam auf die Königstrasse treffen.

Der Ursprung dieser Synagoge konnte leider nicht ermittelt werden. In der katholischen Pfarrchronik zu Zippnow (Sypniewo) steht aber diesbezüglich ein kleiner Hinweis, dass der jüdische „Tempel“ seit langer Zeit in Zippnow (Sypniewo) steht[2]. Auch einen Hinweis auf den zuständigen Rabbiner gibt es[3]. Im Jahr 1922 wurde die jüdische Gemeinde von dem Rabbiner Dr. Bamberger geleitet. Dieser war mit Propst Bucks befreundet.

Eigentlich kann sich kaum jemand daran erinnern, wer diese Synagoge je besucht hat. Nach dem ersten Weltkrieg lebten im Ort lediglich drei jüdische Familien[4]. Es waren die Familien des Getreidehändlers Loewy, des Uhrmachers Körpel und des Kolonialwarenhändlers Eisenstätt. An jüdischen Einwohnern zählte Zippnow (Sypniewo) somit 17 Seelen. Da jedoch die zur Abhaltung des Gottesdienstes rituell vorgeschriebene Zahl von zehn männlichen erwachsenen Juden in Zippnow (Sypniewo) nicht zusammen kam, konnte etwa seit dem Jahr 1920 kein Gottesdienst mehr gehalten werden. Die jüdischen Gläubigen mussten zum Gottesdienst nach Jastrow (Jastrowie) in die Synagoge.

Leider blieb auch der ansonsten ruhige idyllische Ort Zippnow (Sypniewo) von der Progomnacht am 9. November 1938 nicht verschont[5]. In dieser Progomnacht wurde die Synagoge angezündet und brannte völlig nieder. Auch das Geschäft des Juden Eisenstädt an der Ecke der Königstrasse zur evangelischen Schule, Richtung Hasenfier (Ciosaniec), wurde zerstört und das Inventar geplündert. Einige Tage später mussten alle Juden den Brandplatz der Synagoge aufräumen und die Steine reinigen. Keiner der alten Freunde durfte ihnen dabei helfen oder mit ihnen reden. Die Kinder von der Schule wurden mit ihren Lehrern an den Brandplatz geführt, um den Kindern zu zeigen: Das sind die Juden und die müssen jetzt die Steine von der Brandruine säubern. Es war für die betroffenen Schulkinder ein furchtbarer Anblick. Aber keiner der Anwesenden sprach auch nur ein Wort mit den Menschen, die er zum Teil sein Leben lang kannte. Kurze Zeit später haben alle Juden Zippnow (Sypniewo) verlassen. Familie Eisenstädt nach Stettin (Szczecin) und Familie Loewy nach Berlin bzw. Stettin (Szczecin). Hugo und Inge Loewy (15 Jahre jung) starben am 30.11.1941 im Lager Riga. Insgesamt sind 30 Juden die in Zippnow (Sypniewo) zwischen 1858 und 1931 geboren wurden, in Lager/Ghettos gebracht worden[6].


[1] Die Bezeichnung Synagoge wird von dem griechischen Wort synago [sich] versammeln abgeleitet.

[2] Bucks: „Pfarrchronik der kath Pfarrgemeinde Zippnow“, S. 52

[3] Bucks: „Pfarrchronik der kath Pfarrgemeinde Zippnow“, S. 77

[4] Lüder von, geb. Timmermann: Familiengeschichte, S. 6 – Der „Gutshof Westfalenhof“ war früher unter dem Namen „Lieverberg“ bekannt. Die Familie Timmermann lebte in der Zeit von 1906 bis 1939 in Zippnow.

[5] Streich, Paul: „Der weite Weg in die neue Heimat“, S. 30 f. und Deutsch Kroner Heimatbrief November 2009, S. 4 (Das Buch ist nicht im Handel. Es ist aber in der Bibliothek des Heimatkreises Deutsch Krone e.V. in Bad Essen einsehbar.) 

[6] Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945. Genaue Einzelheiten hierzu im Internet unter http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/dirctory.html


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