Wissulke

von Burkhard Krüger, Hennef


Wissulke was a little village with 361 people in 89 inhabitants in the year 1939. The evangelish people belonged to Lehbenke, the catholic belonged to Schneidemühl. The registration office  was in Wissulke. The jurisdiction was in Deutsch Krone. Today Wissulke is polish and called Wiesielka.

Lage

Wissulke ist eine kleine ländliche Gemeinde in der Grenzmark-Posen Westpreußen, im südöstlichen Teil des Kreises Deutsch Krone, an der Döberitz (Dobrzyca) gelegen. Von der Kreisstadt Deutsch Krone (Walcz) beträgt die Entfernung ca. 8 Kilometer (Luftlinie). Über die Landstraße sind es ca. 12 Kilometer. Von Deutsch Krone fährt man über die ehemalige Reichsstrasse 104, heute die polnische Hauptstrasse Nummer 10, Richtung Schneidemühl (Pila). Kurz hinter Wittkow (Witankowo), vorbei an der rechts liegenden wunderschönen Kirche von Wittkow - aber noch vor Neu Lebehnke (Nowa Lubianka) - muss nach links abgebogen werden. Von hier sind es noch ca. 3,0 Kilometer, durch ein breites - teilweise 15 Meter tiefes - Trockental.

 

 

 

Verkehrsanbindung

1914 wird die Bahnstrecke Deutsch Krone – Plietnitz (Plytnica) – Wengerz (Wegierce) – Flatow (Zlotow) mit dem Haltebahnhof Wissulke in Betrieb genommen. Somit lag der Bahnhof Wissulke zwischen den Haltepunkten Sagemühl (Ostrowiec) und Seegenfelde (Tarnowo). Vom Ort Wissulke zum ca. 2,5 Kilometer entfernt gelegenen Bahnhof, wurde gleichzeitig eine befestigte Strasse gebaut. Diese Bahnstrecke wurde nach dem 2. Weltkrieg demontiert.  Befestigte Straßen zu den Orten Schrotz (Skrzatusz) und Seegenfelde wurden in den Jahren 1928 bzw. 1930 gebaut.

 

Landschaft

Die Landschaft ist eine große Sandebene, die bereits im äußersten Norden des Kreises Deutsch Krone bei Brotzen (Broczyno) und Zacharin (Starowice), beginnt. Sie senkt sich stetig südöstlich und reicht schließlich bis zum Tal der Küddow (Gwda) bei Kramske (Krepsko). Die umfangreichen naturbelassenen Wälder sind mit den verschiedensten Baumbeständen versehen. Die Landschaft ist eingebettet in Moränenhügeln und –seen. Diese Anhöhen, Wälder, Flüsse und Seen, prägen die Attraktivität dieser wunderschönen malerischen Landschaft.

Die Döberitz ist ca. 50 Kilometer lang, hat eine durchschnittliche Breite von 6,5 Metern und ist zwischen 0,7 und 1,0 Meter tief. Das Ufer, an dem fast nur Mischwald vorzufinden ist, verläuft regelmäßig. Der Grund ist unterschiedlich, überwiegend aber sandig. Ansonsten wechseln sich am Ufer Wiesen mit Baumgruppen ab, die vorwiegend aus schwarzen Erlen bestehen. Wegen des sauberen Wassers und der Schönheit der wechselhaften Landschaften, bietet die Döberitz übrigens eine attraktive Kajakroute. Das zumeist mäßige Gefälle, gibt jedem Bootsfahrer die Möglichkeit einer beschaulichen und dennoch abwechslungsreichen Wildbachabfahrt. Die Döberitz ist darüber hinaus sehr Fischreich. Die häufigsten Arten sind Bachforelle, Äsche, Hecht, Plötz und Barsch. Hier fühlen sich aber auch die Biber besonders wohl.

 

 

 

Der Ort

Wissulke hat mit dem Gut eine Gesamtfläche von 2683 Morgen und liegt 90 bis 95 Meter über dem Meeresspiegel auf dem breiten Grund des alten Flusstales der Döberitz. Erst 1,5 Kilometer vor dem Dorf erscheint ein ganz gewöhnlicher Graben mit fließendem Wasser. Das ist die „Rinne“.  Bis zum Dorf hat sie sich etwas vergrößert. Von hier fließt sie durch den Gutspark der Döberitz zu. Nur das Gut und der Hammer samt der Mühle liegen dicht an der südlichen Seite der Döberitz. Das Dorf selbst liegt ca. 400 Meter zurück. Das Dorf ist ziemlich geschlossen. Meist wohnten Handwerker und Waldarbeiter darin. Die Bauern wohnten draußen östlich auf dem Abbau. Es war auch eine eigene Schule vorhanden. Am Dorf befinden sich der Kirchhofsberg, der Schmiedeberg und der Schäferberg. Auf dem letzteren lagen früher über die Mittagszeit die Schäfer mit ihren Herden.

 

Der Friedhof liegt auf einer Anhöhe kurz vor dem Ortseingang von Deutsch Krone kommend. Er ist der Natur überlassen worden. Man kann aber noch deutlich die ehemalige Schönheit der Begräbnisstätte erkennen. Auch sind noch sehr viele Namen auf den Grabstellen erkennbar.  Zum Postbereich Wissulke gehörten: Wissulke, Zechendorf, Klawittersdorf, Seegenfelde, Bahnhof Wissulke und Seegenfelde, Neumühl, Georgenhof Vorwerk, Försterei Zechendorf, Hirschthal, Hochberg, Försterei und Forstamt Döberitz.  

 

 

Die Feldmark

Die Feldmark von Wissulke liegt teils auf der Hochfläche im Süden des Dorfes, teils auf der Sandebene nördlich der Döberitz. Im Süden reicht sie fast bis an die Strasse Deutsch Krone - Lebehnke (Lubianka). Von ihr sind noch Lage und Bezeichnungen der Flurnamen bekannt. Westlich grenzt sie an das Gut Wittkow mit dem „Schindergrund“ und an Neumühl (Czapla) mit dem „Krummkenort“, einer scharfen Biegung der Döberitz. In Neumühl steht noch die denkmalgeschützte Wassermühle. Im Norden ist viel Kiefernwald. Davon wurden 1898 an den Staat 250 Morgen verkauft.

An der Strasse zum Bahnhof liegt links das 33 Morgen große „Zechendorfer Bruch“ und rechts das „Zechendorfer Loch“ im „Kieschler Grund“. Größer ist die „Wolfsmösse“, die guten Torf hat. Vor dem „kleinen See“ befindet sich das „Kniebruch“. Die „tiefe Mösse“ zieht zum Sagemühler Wege zum „großen See“ hin. Zwischen dem großen See und dem Modersee liegen die „Kalkmösse“ und die „Zickmösse“.

Zwei Kilometer östlich am steilen Südufer der Döberitz befindet sich die schönste Stelle der Wissulker Feldmark, der „Buchberg“. Vom Flusse aus steigt er mehr als 60 Meter hoch. Hier stehen fast ausschließlich Buchen. Am steilen Abhang führen Stufen hinauf. Dort befindet sich ein alter Burgwall (Heidenburg). Am kleinen See stand früher die alte Försterei. Davon waren im Jahr 1922 nur noch Mauerreste vorhanden. Diese Ruine wurde „Rabenschloß“ genannt. Dem Buchberg gegenüber, vom flachen Nordufer der Döberitz nur 500 Meter entfernt, steht die  Oberförsterei Döberitz mit der „Insel Helgoland“, einem Werder. Am „Karauschenbach“ steht die Försterei Döberitz. Die beiden genannten Seen gehören zum staatlichen Forst.

Den besten Boden von Wissulke ist auf der Hochfläche. Er ist zwar meist sandig, dafür aber hat er wenig Lehm. Sandige Stellen waren mit Kiefern eingeschont. Die Ränder des Trockentales mit ihren seitlichen Senken und einige Schluchten, lassen den Boden ziemlich uneben erscheinen. Genau das ist der besondere Reiz dieses Teiles des Kreises Deutsch Krone. Auf der Flussebene ist Wald.

 


 

Geschichte

Der Name Wissulke kommt von dem polnischen Namen Wiesiolka, was übersetzt Dörfchen bedeutet. Auch der Name Visuhlken fand Anwendung. Bewohnt war die Gegend schon in vorgeschichtlicher Zeit. Das beweisen der Burgwall und die Urnenfunde. Auch wurden hier verzierte Scherben und ein bronzenes Lanzbeil gefunden. Im Jahr 1586 wollte man nachweisen, dass der Ort schon mehr als 100 Jahre bestanden habe. Er ist in diesem Jahr von Deutsch Krone aus durch den Starosten Gostomski von neuem gegründet worden. Die Mühle hat 1611 schon bestanden. Auf dem Gut saßen damals polnische Besitzer.
 

Rittergut Wissulke

Das Gratialgut erhielt 1593 der Edelmann Stanislaus Przelawski. Da ein Gratialgut nicht vererbt werden kann, musste bei jedem Besitzerwechsel ein neues Privileg ausgestellt werden. Die Besitzer wechselten im 17. Jahrhundert mehrmals. Laut Kontributionskataster von 1772/1773 gehörten zum Gut 10 Vorwerkshufen, 7 Bauern- und Kossätenhufen sowie eine Mühle mit insgesamt 22 Feuerstellen. Das Gratialgut wurde bis zum Jahr 1806 geführt. Im Jahr 1900 ging das Gut in den Besitz der Familie Nast über. Nach dem Tode von Hermann Nast im Jahre 1934 übernahm eine Erbengemeinschaft das Rittergut Wissulke. Miteigentümer wurden der Domänenpächter Dr. Alfred Nast, der Landwirt Konrad Nast und Hertha Schenke geb. Nast. 1945 bewirtschaftete das Gut eine Fläche von 346 ha, davon waren 289 ha Acker, 10 ha Wiesen und 40 ha Wald. Auf dem Gut wurde in großem Rahmen Saatkartoffelanbau für die Kartoffelzucht Böhm betrieben. In kleineren Mengen wurde Winterroggen und die platzfeste Süßlupine für die Petkuser Saatzucht  erzeugt. Auf dem Gut befand sich eine Spiritusbrennerei mit einem Brennrecht von 56000 l Spiritus. Die anfallende Schlempe gelangte über ein Leitungssystem in die Ställe und versorgte das Vieh. Das Gut besaß eine eigene Schmiede und eine eigene Stellmacherei.  2006 wurde das Hauptgebäude des Gutes 2006 aufwendig renoviert.

 

  Im Jahr 1829  hatte Wissulke 1 Vorwerk, 1 Wassermühle, 1 Brauhof, 1 Schmiede, 14 Dienstbauern, 3 herrschaftliche Einlieger. Bei der so genannten Regulierung, wurden mit Gesetz vom 14. September 1811 die gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse geregelt. Sie diente dazu, den Bauernstand zu heben und seine menschenwürdige Lebensführung zu sichern. Hierbei erhielten die Bauern 2/3 von ihrem Acker als freies Eigentum. Aber erst 1851 wurden sie freie Leute auf eigener Scholle.

Kirche

In Wissulke gab es keine Kirche. Dem Buch von Pfeilsdorff ist zu entnehmen, dass 1829 ein evangelisches Bethaus in Wissulke stand. Ein Bethaus stand aber auch noch 1945 an der oberen Zufahrtsstrasse zum Gut. Die Grundmauern sind noch deutlich zu erkennen. Die Entfernung zum Haupthaus des Gutes beträt ca. 200 Meter. Es ist daher anzunehmen, dass dieses Bethaus, welches der Allgemeinheit zugänglich war, dem Gut angehörte. Die evangelischen Gläubigen waren nach Lebehnke, die Katholischen nach Schrotz eingepfarrt, wo eine ganz besondere Wallfahrtskirche steht. Diese Kirche sollte man sich bei besuchen in der Heimat unbedingt ansehen. Die Kirchenbücher von Wissulke liegen im Schneidemühler Archiv, direkt an der Küddow, etwa 2 Kilometer von der Stadtmitte entfernt. Die Anschrift lautet: Archivum Panstwowe,  Oolch Pila, ul. Podchorazych 76, 64-920 Pila

 

 

 Zahlen, Daten Fakten: 

Flächengröße der Gemeinde

674 Hektar

Höchste Erhebung in der Feldmark

137 Meter

Zahl der Einwohner und Haushaltungen

361 Einwohner in 89 Haushaltungen

Bevölkerungsdichte auf 1 Quadratkilometer

53,6

Prozentualer Anteil männlicher und weiblicher Personen

51,25 % männlich – 48,75 % weiblich

Wohnplätze

Försterei und Oberförsterei Döberitz, Abbauten

Standesamtsbezirk

Wissulke

Amtsbezirk

Wissulke

Amtsgericht

Deutsch Krone

Gendarmerieposten

Amtsbereich Kramske – Postenbereich Wissulke

Zahl der Land- und Forstwirtschaftlichen Betriebe

29

Gemeindhektarsatz

450 Reichsmark

Flurnamen

Schindergrund, Krummkenort, Zechendorfer Bruch. Zechendorfer Loch, Kieschler Grund, Wolfsmösse, Kniebruch, tiefe Mösse, Kalkmösse“, „Zickmösse, Rabenschloß, Buchberg, Insel Helgoland, Karauschenbach sowie kleiner und großer See

Postbereich Wissulke

Wissulke, Zechendorf, Klawittersdorf, Seegenfelde, Bahnhof Wissulke und Seegenfelde, Neumühl, Vorwerk Georgenhof, Försterei Zechendorf, Hirschthal, Hochberg, Försterei und Forstamt Döberitz.

 Quellen:

Pfeilsdorff: Heimatbuch des Kreises Deutsch Krone von 1922

Ruprecht, Karl: Deutsch Krone Stadt und Kreis; im Auftrage des Vereins Deutsch Kroner Heimathaus in Bad Essen e. V., Bad Essen 1981

Schmeling, Hans Georg: Heimatstadt - Heimatkreis Deutsch Krone; im Auftrage des Vereins Deutsch Kroner Heimathaus in Bad Essen 1996

Reiseführer „Walcz und Umgebung“ - Herausgegeben von der Stadt Walcz - 2006

Persönliche Mitteilungen: ehemaliger Bürger aus Wissulke an den Autor

Ergänzungen: Joachim Schulz nach persönlichen Angaben von Ulrich Nast, 2012

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© 2009 by Joachim Schulz, Emsland