Märkisch Friedland

von Roland Post,  Rostok

Märkisch Friedland was mentioned for the first time in 1303.  Today Märkisch Friedland
is polish and called Mroslawiec.

Lage

...Sie liegt in einem angenehmen, fruchtbaren, von allen Seiten mit Bergen umgebenen Thale, welches ungefähr 1/4 Meile lang und ebenso breit ist. Die rings umher liegenden Berge sind voller Quellen, welche sich in diesem Thale sammeln und die Gegend um die Stadt zu einem Sumpfe machen.

....Von der Morgenseite führet ein aufgeworfener Damm nach der Stadt, an dessen beiden Seiten das Quellwasser in Graben aufgefangen, auf der Mittags- und Mitternachtsseite um die Stadt herumgeleitet und sodann auf der Südseite gesammelt wird, wo es die ansehnliche unmittelbar and der Stadt liegende herrschaftliche Mahlmühle treibt. Weiterhin versorgt es noch eine andere herrschaftliche Korn- Walk- und Schneidemühle, welche die Feldmühle heißt und fällt hierauf in den eine Viertel Meile von der Stadt liegenden See Koertnitz.

Die Stadt besteht aus 170 Häusern, welche größtenteils gut gebaut und 2 Stockwerke hoch sind. Die Anzahl der Einwohner belief sich im Jahre 1783 auf 1305 Seelen, von welchen 572 der Judenschaft gehörten. Die übrigen Einwohner sind sämtlich protestantische Deutsche...

Die Hauptnahrung der Stadt besteht in Ackerbau, Bierbrauen, Brandtweinbrennen und dem Betriebe verschiedener Professionen. Auch wird von den hiesigen bemittelten Juden ein beträchtlicher Handel getrieben...

 (Goldbeck Vollständige Topographie des Königreichs Preußen 1789)

 Geschichte 

Der Ort erhielt wahrscheinlich 1303 die Stadtrechte, die 1314 die Gebrüder von Wedell haben erneuern lassen. Im Jahre 1368 fiel die Stadt an Polen und 1409 besetzte ein Ordensheer Märkisch Friedland, 1466 fiel sie erneut an Polen.

1543 trat die Gutsherrschaft mit der ganzen Stadt zum Protestantismus über und die Familie von Blankenburg übernahm 1581 die Stadt. Damit begann ein größerer Zuzug von Juden, denn Heinrich von Blankenburg nahm sie wegen ihres Schutzgeldes als willkommene Steuerzahler auf.

Ein großer Stadtbrand 1719 vernichtete Kirche, Schule und das Schloß des Grundherren. 1758 wurde Märkisch Friedland erneut ein Raub der Flammen, es brannte fast die ganze Stadt nieder. Sie wurde danach aber fast durchweg mit zweistöckigen Häusern neu errichtet.

Im 19 Jahrhundert wanderten sehr viele Juden - etwa die Hälfte der Bevölkerung nach Berlin ab.

1900 erfolgte der Anschluss ans Eisenbahnnetz, der Strecke Kallies - Falkenberg., zu diesem Zeitpunkt besaß die Stadt zwei Färbereien, zwei Mühlen, sechs Schlächtereien, eine Bierbrauerei, eine Maschinen-Bauanstalt, Seifensiederei, Grützefabrik und Spiritus-Destillation. Einige historische Aufnahmen sind in der Galerie zu finden.

Jüdische Gemeinde

In Friedland waren die Juden im 16. Jahrhundert in Folge der Verfolgungen und Vertreibungen von 1510 und 1573 aus dem Brandenburgischen und zwar speziell aus dem pommerschen Nörenberg eingewandert. Die daraufhin gegründete Gemeinde zählte auf ihrem Höhepunkt im 18.Jahrhundert 247 Familien mit etwa 1400 Einwohner.

Der jüdische Friedhof wurde im 17 Jahrhundert gegründet. Seine Fläche beträgt ca. 2,2 ha. Er ist der älteste jüdische Friedhof in Pommern. Er ist auch heute noch relativ gut erhalten, wenn auch komplett von Buschwerk überwuchert. Eine Synagoge wurde im Jahre 1770 am Mühlentor errichtet.

Anfang des 18 Jahrhundert besaß die jüdische Gemeinde eine eigene vierklassige Schule, die selbst 1819 noch Bestand als bereits viele Juden nach Berlin gezogen waren. 1819  unterrichteten an ihr noch 3 jüdische und 1 christlicher Lehrer.

In Märkisch Friedland wurden die Angelegenheiten der jüdischen Gemeinde von 1791 - 1815 vom Rabbiner Akiba EGER, dem späteren Oberrabbiner von Posen und Oberhaupt der theologischen Ausbildungsstätte "Jaschiwa", geleitet.

Die Märkisch Friedländer jüdische Gemeinde erlangte besondere Bedeutung als "Mater" der Berliner Judenschaft, viele Juden aus Märkisch Friedland wanderten im 19. Jahrhundert nach Berlin ab, was dort zur Häufung des Familiennamens "Friedländer" führte.

Während der NS-Zeit erfolgte der endgültige Niedergang der jüdischen Gemeinde.

Viele Juden mussten Hab und Gut verkaufen und die Stadt verlassen. Die noch verbliebenen Juden wurden im Januar 1939 ins KZ Sachsenhausen deportiert. Viele Märkisch Friedländer Juden wurde in Auschwitz und Theresienstadt ermordet. Eine Liste über das Schicksal jüdischer Mitbürger die in Märkisch Friedland geboren wurden bzw. gelebt haben zusammengetragen aus der Yad Vashem Database. Sie gibt Auskunft über das Schicksal von 67 Märkisch Friedländer Juden: MF_Deportationsliste.pdf

Einwohner

Jahr Einwohner davon
1900 2233 Einwohner 2061 evang.,  9 kath., 161 jüdische
und 2 andere christliche Konfessionen
1939 2707 Einwohner  
1983 2430 Einwohner  

Kirche

Eine evangelische Kirche wurde 1543 gebaut und durch einen Stadtbrand von 1719 vernichtet. Das heutige Kirchengebäude stammt aus dem Jahre 1721, der Turm aus dem Jahre 1885.

Evangelische Schule

Eine Evangelische Schule bestand schon im 17. Jahrhundert Im Jahre 1809 existierte außerdem noch eine Mädchenschule, die jedoch bald wieder aufgelöst wurde.

Eine Übersicht der Schüler der evangelische Bürgerschule aus dem Jahre 1829/30 (sie war damals 3-klassig) enthält u.a. die Namen sämtlicher Schüler: MF_Bürgerschule.pdf. Im Jahre 1858 hatte die evangelische Schule bereits 4 Klassen und 395 schulpflichtigen Kindern evangelischen Glaubens. Als Schulbedienstete werden aufgeführt:

1. Rector COMNICH,

2. Cantor BERNDT,

3. Lehrer GUSE,

4. Lehrer SCHULZ

Quellen:

Geheimes Staatsarchiv Preußiischer Kulturbesitz  XIV. HA, Rep. 181, Sig. 8804

Goldbeck, Johann Friedrich: Vollständige Topographie des Königreichs Preußen 1789

Hinz, Johannes: Pommern Wegweiser 2002

Schultz, Dr. Fr.: Geschichte des Kreises Deutsch Krone, Deutsch Krone 1902

Yad Vashem Database 2005


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