Die Kirchen in Jagdhaus (Budy)

von Burkhard Krüger, Hennef


Der Ort Jagdhaus (Budy) hatte - trotz geringer Bevölkerungszahl - in voller Eintracht nebeneinander eine katholische und eine evangelische Kirche. Im Jahr 1939 gab es in Jagdhaus etwa 350 Einwohner, von denen aber lediglich 80 Katholiken waren.    

Die katholische Kirche zu Jagdhaus

Die katholische Kirche trägt den Namen „Johannes der Täufer“ und ist in einem tadellosen Zustand. Sie ist eine Filialkirche von Zippnow. Der Pfarrchronik von Zippnow ist zu entnehmen, dass diese Kirche im Jahr 1858 errichtet und auch im gleichen Jahr geweiht wurde. Sie steht an gleicher Stelle der nur aus Holz gebauten alten Vorgängerkirche. Von dieser älteren Kirche ist weder das Alter noch der Ursprung bekannt.

Aus den Kirchenbüchern von Zippnow erfährt man, dass um das Jahr 1574 der Fürst Wojciech Bercza, Herr von Skrzatusz (Schrotz) und Umgebung, auch Besitzer des Dorfes Sypniewo (Zippnow) war, wo es eine römisch katholische Pfarrgemeinde gab, zu der auch das Dorf Budy (Jagdhaus) gehörte. Das erlaubt den Rückschluss, dass auch im Dorf Budy (Jagdhaus) im 16. Jahrhundert bereits  eine katholische Kirche existierte.

Im Zuge der Neuerrichtung der Kirche, muss wohl auch die Verlegung des katholischen Friedhofes vorgenommen worden sein. In Jagdhaus waren früher die Gräber unmittelbar um die Kirche angelegt. Spuren hiervon sind noch sichtbar.

 

Bei der Kirche selbst handelt es sich um einen Backsteinbau. Das Kirchenschiff hat als Abschluss eine ausgegliederte halbrunde Altarnische (Rundapsis). Der Körper ist bedeckt mit einem Giebeldach und der Chorraum (Presbyterium) mit einem Dach in der Halbkonusform.

Der einfach geschmückte Klumpen wurde mit einem Kirchenglöcklein in der Hauptfassade abschließend ornamentiert. Auf deren Spitze steht das Kreuz. Das einschiffige Innere ist mit bewahrten originellen Fußboden, Fliesen aus Terrakotta und Ziegeln, ausgestattet. Das Schiff ist bedacht mit einer zum Sparren aufgehängten Holzbalkendecke. Die Kirche wurde unter Anwendung der neuromanischen Formen mit einer gleichartigen Neubarockausstattung aufgebaut.                     Die Ausstattung stammt aus der gleichen Zeit und ist in der Urform erhalten.

Das Gebäude ist ein Beispiel eines typischen, nicht großen ländlichen Gotteshauses, das für Historismus des 19. Jahrhunderts charakteristisch ist. Es ist ein prägendes Element  des Dorfes und untrennbar mit seiner Geschichte verbunden.

Nach der Quellenlage war die katholische Kirche zu Jagdhaus seit Jahrhunderten in der Obhut der Familie Krüger, deren Bauernhof nur wenige Meter entfernt von der Kirche steht. Das Familienoberhaupt hatte dementsprechend stets das Amt des Kirchenvorstehers übertragen bekommen. Dieser war auch autorisiert, in bestimmten Situationen Taufen vorzunehmen.

Die Kirchenbücher

Die Aufzeichnungen in den Kirchenbüchern von Zippnow - mit den Eintragungen von Jagdhaus – beginnen am 03.01.1669. Die Original-Kirchenbücher liegen im Diözesanarchiv Koszalin, früher Köslin, in Polen. Die Anschrift lautet: Diözesanarchiv Koszalin, Seminarryjna 2, 75-817 Koszalin

Je eine Kopie dieser Kirchenbücher liegen in der Freien Prälatur Schneidemühl, Josef-Schwank-Straße 8, 36043 Fulda und im Archiv der Heimatstube des Heimatkreises Deutsch Krone, Ludwigsweg 10, 49152 Bad Essen.

Forscherkollege Paul Lüdtke aus Köln hat uns mit der Übertragung der Taufen der Pfarrgemeinde Zippnow - und somit auch von Jagdhaus - einen gewichtigen Baustein in der Serie der Deutsch Kroner Online-Kirchenbücher zur Verfügung gestellt.

 

Die evangelische Kirche zu Jagdhaus

Die evangelische Gemeinde Jagdhaus gehörte zum evangelischen Kirchspiel Zamborst. Zamborst liegt in der Nachbarprovinz Pommern mit der Kreisstadt Neustettin, geographisch aber näher an Jagdhaus als Zippnow.

Über die evangelische Kirche zu Jagdhaus ist leider nicht viel bekannt. Auffallend ist ein fast identischer Baustil der katholischen Kirche. Abweichungen gibt es nur wenige. Lediglich die etwas größere Dimension des Kirchengebäudes ist auffallend. Dies entspricht auch wohl der Anzahl an evangelischen Christen im Ort. Das diese Kirche etwas größer gebaut werden musste, kann man bereits dem Kontributionskataster von April 1773  entnehmen. Hier finden wir auch den Hinweis, dass die meisten Einwohner des Ortes Jagdhaus lutherischer Religion sind. Als Weiteres sind gegenüber der katholischen Kirche nur noch zwei Abweichungen anzumerken. In der Rundapsis sind zwei zusätzliche Fenster und in der Hauptfassade ist ein kleiner ornamentierter Kirchturm aus Backstein aufgesetzt, auf dessen Spitze ein Kreuz befestigt ist. Rechts von der Kirche stand ein hölzerner Glockenstuhl.


 

Betrachtet man diese Kirche länger, gelangt man zu dem Schluss, das sie wohl nach dem Bau der katholischen Kirche, oder aber zur gleichen Zeit errichtet worden sein muss. Auf Grund des Hinweises im Kontributionskataster ist auch zu vermuten, dass an diesem zentralen Punkt des Ortes, bereits ein evangelisches Bethaus gestanden haben muss.  Zuletzt wurde die evangelische Kirche von der Familie Hackbarth betreut. Der Mühlenbesitzer Hackbarth war auch der Presbyter.

Die Inneneinrichtung, sowie die Bodenfliesen im Bereich des Altares wurden in der unmittelbaren Nachkriegszeit zerstört. Auch fehlen die Glasscheiben in den Fenstern, die derzeit aber sauber mit weißen Holzbrettern verschlossen worden sind. Die Holzdecke ist noch sehr ansehnlich.  

Auch dieses Gebäude ist ein Beispiel eines typischen, nicht großen ländlichen Gotteshauses, das für Historismus des 19. Jahrhunderts charakteristisch ist. Die evangelische Kirche wurde in der Nachkriegszeit als Lager genutzt; sie ist heute leider mangels finanzieller Mittel in keinem guten Zustand.

Die evangelischen Kirchenbücher

Bei meinen Nachforschungen habe ich festgestellt, dass in den katholischen Kirchenbüchern von Zippnow auch Eintragungen lutherischer Christen zu finden sind. Diese Tatsache gilt auch bis weit nach der Reformation.

Es wurden also grundsätzlich keine getrennten Kirchenbücher geführt. Erst ab ca. 1820 erfolgte eine getrennte Erfassung. Voraussetzung für den Eintrag in den lutherischen Kirchenbüchern war offensichtlich der Faktor, dass beide Partner lutherisch waren. Über den Verbleib der evangelischen Kirchenbücher von Zamborst ist nur wenig bekannt. Einige Kirchenbücher sind im Landesarchiv Greifswald, Martin-Andersen-Platz, 17489 Greifswald zu finden.

Quellen:

Pfeilsdorff: Heimatbuch des Kreises Deutsch Krone von 1922

Bucks, Pfarrer: Pfarrchronik der Pfarrgemeinde Zippnow, 1944

Ruprecht, Karl: Deutsch Krone Stadt und Kreis; im Auftrage des Vereins Deutsch Kroner Heimathaus in Bad Essen e. V., Haus Deutsch Krone, Bad Essen 1981

Schmeling, Hans Georg: Heimatstadt - Heimatkreis Deutsch Krone; im Auftrage des Vereins Deutsch Kroner Heimathaus in Bad Essen e.V., Bad Essen 1996

Gminy i Miasta Jastrowie (Großgemeinde und Stadt Jastrow): Broschüre Touristik-Information, Jastrowie 2008 und Informationstafel an der katholischen Kirche 

Volkmann, W.: Die Kirchenbücher der kath. Pfarreien in der früheren Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen, Schneidemühl, 1939

Persönliche Mitteilungen: ehemaliger Bürger aus Jagdhaus an den Autor 

Fotos: Burkhard Krüger, Hennef

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